Feldforschung

Nachhaltigkeit in Firmen

Helen Hüsser
Helen Hüsser

Jeder Einzelne hat es in der Hand, verantwortungsvoll mit Ressourcen und Energie umzugehen. Das gilt auch für Firmen, unabhängig von ihrer Grösse. Unternehmen stellen die Angebote bereit, die wir kaufen. Ihr Handeln hat darum grosse Auswirkungen auf die Umwelt. Ein Viertel der in der Schweiz ausgestossenen Treibhausgase verursacht die Industrie. Und dies, obwohl wir ein Dienstleistungsland sind.

Bei einigen wenigen Firmen ist Nachhaltigkeit bereits in der Firmen-DNA verankert. Unternehmen wie die Pensionskasse Abendrot, Weleda, Patagonia oder Start-ups wie Recircle oder Revendo haben ihre Kerntätigkeit auf dem Nachhaltigkeitsprinzip aufgebaut. Ihr ganzes Schaffen ordnet sich diesen Werten unter.

Was aber können Unternehmen tun, die sich allmählich nachhaltigem Wirtschaften zuwenden wollen?

nachhaltigkeit von firmen bild 1

Der grösste Hebel liegt beim Angebot

Man muss es gleich vorweg nehmen: Den grössten Impact auf eine nachhaltige Wertschöpfung hat das Kerngeschäft. Wer sich wirklich Richtung nachhaltiges Wirtschaften entwickeln will, sollte sich weniger überlegen, z.B. Bäume ausserhalb des Areals zu pflanzen, sondern sein Kerngeschäft zu reorganisieren und dazu auch gleich die Unternehmensstruktur zu überdenken. Weg vom reinen Streben nach Profit und hin zum unternehmerischen Bestreben, das Kerngeschäft so umzugestalten, dass ein sozialer, ökologischer und ökonomischer Mehrwert entsteht. Zusammen mit allen in der Lieferkette: Von Lieferanten, Einkäufern und Produktdesignern bis hin zu Logistikern und externen Fertigungsstätten.

Immer mehr Firmen überlegen sich diese Strategieänderung ernsthaft. Doch keine kann ihre komplette Firmenstruktur über Nacht ändern für ihren wertvollen Beitrag zur Umwelt. Sie starten mit kleinen Schritten. Eine erste sinnvolle Massnahme kann sein, nachhaltige Services und Produkte ins Sortiment aufzunehmen. Dabei muss die Produktion nicht zwingend im eigenen Haus erfolgen. Zentral dabei ist, dass Kunden den nachhaltigen Hintergrund des Artikels bzw. der Dienstleistung klar nachvollziehen können. Und aufgepasst: Nicht überbewerten in der Kommunikation – nur weil von zwei Dutzend Artikeln einer etwas ökologischer daher kommt, ist man als Firma noch nicht nachhaltig. Man kann rasch für Greenwashing abgestraft werden.

 

Zertifikate und Labels

Für Konsumentinnen und Konsumenten ist es schwierig, nachvollziehen zu können, welche Unternehmen nachhaltig agieren. Um dies nach aussen hin nicht nur durch Berichterstattung und PR-Massnahmen zu kommunizieren, gibt es für Firmen die Möglichkeit, sich zertifizieren zu lassen. Die Teilnahme erfolgt dabei auf freiwilliger Basis.

Es gibt drei relevante Arten von Zertifikaten: Produktlabels, Standards für Berichterstattungen und Zertifizierungen auf Managementsystem-Basis. Produktlabels wie Bio, Blauer Engel, Minergie etc. kennzeichnen die Eigenschaften bestimmter Artikel oder Produkte. Man kann sich als Unternehmen überlegen, ein Teil des Sortimentes bewusst nachhaltig im Markt zu etablieren und speziell zu vermarkten.

Standards für Berichterstattungen unter dem Begriff CSR (Corporate Social Responsability) werden von verschiedenen Instanzen vergeben und helfen grösseren Unternehmen und Konzernen nicht nur bei ihrer öffentlichen Reputation, sondern erleichtern auch die Messung unternehmerischer Prozesse. Wirklich einflussreiche Aktivitäten in der Produktionskette können so gesteuert und optimiert werden.

Managmementsystem-Zertifizierungen regeln die Prozesse der Wertschöpfung und verpflichten sich zur laufenden Verbesserung dieser Prozesse. Zertifiziert werden können nur Unternehmen. Eine kurze Übersicht über drei Möglichkeiten:

 

ISO 14001


Diese ISO Norm regelt Anforderungen an ein Umweltmanagementsystem und ist international anerkannt. Unternehmen legen eine betriebliche Umweltpolitik sowie -ziele fest und bauen ein Managementsystem auf. Innerhalb der Normierung können z.B. bei Produktionsbetrieben mittels Ökobilanzierung die Umweltauswirkungen analysiert und Verbesserungen eingeleitet werden zu:

  • Emissionen
  • Abfällen und Abwasser
  • Energieeffizienz
  • Produktdesign

 

ISO 26000


Diese DIN ISO-Norm ist nicht zertifizierbar sondern dient als Leitfaden, um als Unternehmen der eigenen Umwelt- und Sozialverantwortung besser nachzukommen. Folgende Kernthemen werden dabei umfasst:

  • Organisation
  • Menschenrechte
  • Arbeitspraktiken
  • Umwelt
  • Faire Geschäfts- und Betriebspraktiken
  • Anliegen von Konsumenten

 

B Corps


Dieses Zertifikat wurde von der Non-Profit-Organisation «B Lab» entwickelt für Firmen, die einen Mehrwert für die Gesellschaft leisten sowie ökologische und soziale Probleme aktiv lösen wollen. Als zertifizierte B Corp erfüllt eine Firma sehr hohe Standards und muss dazu seine Statuten anpassen.

B steht für beneficial und meint damit freiwillige Verpflichtung in Bezug auf Verantwortung, Transparenz und Nachhaltigkeit. Der finanzielle Mehrwert spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle. B Corp Zertifizierungen eignen sich besonders für KMUs.

 

Was Firmen sonst noch für den Umweltschutz tun können

Das eigene Engagement für ökologische und soziale Nachhaltigkeit lässt sich auch im kleinen Rahmen starten.

Energie


Ist der Firmenstandort im eigenen Besitz, besteht die Möglichkeit, erneuerbare Energien selbst zu erzeugen. Regenerative Energieerzeugungsanlagen sind in der Lage, neben Strom auch Wärme zu machen. Die Eigennutzung regenerativer Energien reduziert die Ausgaben für Brennstoff und Netz und verbessert die eigene Klimabilanz. Als Mieter können Ökostrom Abos abgeschlossen werden, die gar nicht viel teurer sind.

Energiesparen im Alltag:

  • Die Heizung im Büro um 1–2 °C reduzieren – nach Absprache mit den Mitarbeitenden.
  • Die Klimaanlage im Gebäude erneuern bzw. ersetzen.
  • Biodiversität und gleichzeitig das Gebäudeklima fördern, beispielsweise in Form einer Dachbegrünung.

 

Wasser


Die Säuberung von Geräten und die Entsorgung von Abfällen im Abwasser verursacht bei Unternehmen enorme Emissionen, die man allerdings nicht von heute auf morgen vermeiden kann. Doch auch im kleinen Stil lässt sich Wasser sparen:

  • Strahlregler einbauen
  • Durchflussbegrenzer einsetzen
  • Regenwasser auffangen und nutzbar machen
  • Alte Abwaschmaschinen erneuern

 

Essen


Die Ernährung als Verursacher von Umweltproblemen wird oft unterschätzt. Sie ist mit 28% Anteil an der Gesamtumweltbelastung aber ein Hauptverursacher. Auch hier haben Unternehmen eine Reihe von Möglichkeiten, ihren ökologischen Beitrag zu leisten.

  • Falls Mensa vorhanden gilt die 3er-Regel: lokal, saisonal, mehr vegetarisch
  • Externen Lunch-Wagen vor der Firma platzieren
  • Bio- und Ökoangebote in der Gegend durch Abos und Gutscheine bei den Mitarbeitern fördern
  • Mehrweg-Gefässe zur Verfügung stellen