Hintergrund

Ökonomische Nachhaltigkeit

Helen Hüsser
Helen Hüsser

Ökonomische Nachhaltigkeit beschreibt den Grundgedanken, langfristig maximal wirtschaftliche Erträge zu erzielen, ohne dass die natürlichen Ressourcen darunter leiden bzw. ihr Wachstum gehemmt wird. Nachhaltigkeit ist wichtiger denn je und weit mehr, als nur ein von der Öffentlichkeit und den Medien kreiertes Modewort. Der Begriff hat sich zu einer Lebenseinstellung entwickelt, die unser gesellschaftliches und wirtschaftliches Leben prägt und immer mehr beeinflusst.

Die nachhaltige Entwicklung von Unternehmen schreitet voran. Dabei ist es eine Herausforderung, ökologische Verträglichkeit und Wachstum unter einem Hut zu bringen. In der Praxis hat die Umsetzung der nachhaltigen Wirtschaft noch grosses Verbesserungspotenzial. Einen erheblichen Beitrag zur ökonomischen Nachhaltigkeit können jedoch nicht nur Unternehmen und Staaten, sondern auch Verbraucher liefern.

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Was sind die grössten Probleme?

Der Begriff «Nachhaltigkeit» ist keine Erfindung der Neuzeit, sondern wurde vor rund 300 Jahren in Zusammenhang mit der Forstwirtschaft das erste Mal schriftlich erwähnt. Trotzdem beschreibt der Begriff aktuelle Missstände. Eine kurze Übersicht:

 

CO²-Emissionen und Klimawandel

CO², auch Kohlenstoffdioxid genannt, existiert als winziger Bruchteil als natürliches Vorkommen in der Atmosphäre unseres blauen Planeten. Der grösste Anteil liegt, gebunden in festen Materialien wie Kohle, Erdöl, Torf oder auch gasförmig unter der Erde. Auch Bäume speichern wertvolles Kohlenstoffdioxid. Durch die Verbrennung dieser fossilen Energieträger wird dieses Gas freigesetzt, die Konzentration in der Atmosphäre steigt stetig an. Verursacher sind Verbraucher und Industrie gleichermassen. Der massive Anstieg von CO² bringt die natürliche Gaszusammensetzung der dünnen Atmosphäre durcheinander, als Folge erwärmt sie sich kontinuierlich mit der Sonneneinstrahlung und führt zu einem Treibhauseffekt.

Dieser Effekt lässt die durchschnittliche Temperatur weltweit messbar ansteigen. Das führt zu einem allmählichen Wandel der klimatischen Bedingungen, der sich im Abschmelzen von Gletschern und Eiskappen an den Polen, dem Auftauen des Permafrostes sowie im Anstieg des Meeresspiegels bemerkbar macht. Auch die globalen Wasserströme wie z.B. der Golfstrom sowie die atmosphärischen Luftströme wie die Jetstreams verändern ihre Wege und ihre Temperatur. Extreme Hitze oder Kälte und Naturkatastrophen nehmen zu, was man aktuell bereits in einigen Regionen zu spüren bekommt.

 

Ressourcenknappheit

Eine stetig wachsende Weltbevölkerung und die damit verbundene Nachfrage nach Konsum- und Industriegütern führt zu einer Verknappung von natürlichen Rohstoffen. Unsere Erde und die damit verbundenen Ressourcen sind endlich. Nachhaltigkeit und der effiziente Umgang mit noch vorhandenen Materialien sind daher von grösster Bedeutung. Der erhöhte Verbrauch natürlicher Stoffe macht sich teilweise durch irreversible Schäden an und in der Umwelt bemerkbar. Wasser, Luft und auch Boden leiden unter wirtschaftlicher Übernutzung. Gleichzeitig führt der sich jetzt schon bemerkbar machende Schwund natürlicher Ressourcen zum Absinken der Qualität und zur Verteuerung auf dem Markt.

 

Umweltverschmutzung

Der Mensch zerstört durch seine Lebensweise grosse Teile der Natur. Viele Arten aus Flora und Fauna sind mittlerweile vom Aussterben bedroht, einiges ist inzwischen sogar unwiederbringlich zerstört. Das Thema Umweltverschmutzung ist so alt wie die Menschheit selbst. Allerdings hat es erst zu Zeiten der Industrialisierung derartige Ausmasse angenommen, dass auch das Klima und die Biodiversität negativ beeinflusst werden. Folgende Bereiche sind von der Verschmutzung massiv betroffen:

  • Luft
  • Gewässer
  • Licht
  • Boden

 

Biodiversitätsverlust

Klimaerwärmung und -Verschmutzung sind mit dafür verantwortlich, dass die biologische Artenvielfalt gefährdet ist. Auch das beständige Wachstum von Siedlungen, Verkehrs- und Industrieflächen sowie die nicht nachhaltige Nutzung natürlicher Rohstoffe tragen dazu bei, dass die Biodiversität messbar zurückgeht. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Schwund in der tierischen und pflanzlichen Artenvielfalt merklich beschleunigt. Ein klassisches Beispiel sind Bienen und Schmetterlinge, die als Bestäuber von Obst- und Gemüsepflanzen von enormer Bedeutung sind. Die Zerstörung ihrer Lebensräume und der Einsatz von Pestiziden hat die Population der Insekten drastisch eingedämmt.

Dabei ist der Erhalt der Arten kein Bedürfnis mit nostalgischem Charakter. In einem Ökosystem haben sich Arten in Jahrtausenden zusammen gebildet und halten sich in Balance. Sie agieren subtil verzahnt und gewährleisten die Stabilität unserer Natur. Wird ein wichtiger Akteur in der Nahrungskette dezimiert, hängen alle anderen damit zusammen. Das wird aktuell am schwindenden Insektenvorkommen bei den Vogelpopulationen beobachtet. Ökosysteme können sich nicht kurzfristig regenerieren. Erfolgt nicht bald schon ein Umdenken und die Förderung ökonomischer Nachhaltigkeit, wird der Verlust von Biodiversität in den kommenden Jahren weiter erheblich steigen.

 

Die drei Säulen

Unternehmen und auch Staaten versuchen, anhand eines «3-Säulen-Modells» Richtlinien für nachhaltiges Handeln und Wirtschaften zu formulieren. Entstanden ist diese Idee in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts und es stehen die Bereiche «Soziales», «Ökologie» und «Wirtschaft» im Vordergrund. Alle Säulen besitzen die gleiche Relevanz und es herrscht die Vorstellung, dass wirtschaftliche, soziale und umweltbezogene Ziele nur gleichberechtigt eine nachhaltige Entwicklung erreichen können.

 

Ökologische Säule


Die menschliche Gesundheit sowie die Schonung natürlicher Ressourcen stehen hier im Mittelpunkt. Ziel ist es, sich für einen bewussten Umgang mit Energie, endlichen Rohstoffen – hier sind meist fossile Rohstoffe gemeint – und Wasser einzusetzen. Schäden am Ökosystem sollen vermieden werden und es gilt, die Biodiversität zu erhalten und zu fördern.

 

Soziale Säule


Hier steht der soziale Aspekt des Menschen im Zentrum. Diese Säule befasst sich u.a. mit Zwangs- und Kinderarbeit sowie sozialer und wirtschaftlicher Ausbeutung. Die freie Entfaltung der Persönlichkeit und die Würde des Menschen sind die Grundannahme für soziale Nachhaltigkeit. Weiter sollen Unternehmen und auch Staaten gesellschaftliche Interessen nachhaltig berücksichtigen und fördern.

 

Wirtschaftliche Säule


Kein Gewerbe, unabhängig von dessen Grösse, kann nur von Luft und Liebe existieren. In regelmässigen Abständen muss in neue und moderne Maschinen, sowie in Mitarbeiter und deren Fortbildung investiert werden. Bei dieser Säule steht die Wirtschaftlichkeit von Unternehmen und Staaten im Blick. Ziel ist es, die eigene Ökonomie zu fördern, ohne den Schutz der Umwelt zu vernachlässigen.

Mithilfe neuer Strategien – beispielsweise der Einführung einer Kreislaufwirtschaft – könnte es Unternehmen gelingen, genügend Gewinn zu erzielen und gleichzeitig das Ziel der ökologischen Nachhaltigkeit zu verfolgen.

3-Säulen-Modell

Das 3-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit

Wo stehen wir mit der Umsetzung?

In der Praxis gestaltet sich die Umsetzung des 3-Säulen-Modells schwierig. Existierende Wirtschaftsmodelle und soziale Errungenschaften, die man in Gefahr sieht, kommen der ökologischen Säule in die Quere. In der Abwägung gegeneinander gewinnen die menschliche Wohlfahrt bzw. das Sachkapital – die Ökologie hat oft das Nachsehen. Unzählige Initiativen und auch Unternehmen befassen sich mit dem ökologischen Handeln nach diesen Grundsätzen, doch global greift es (noch) nicht. Mit den SDGs (Sustainable Development Goals) hat die Staatengemeinschaft Leitlinien mit siebzehn Zielen geschaffen, was eine gute Grundlage darstellt. Doch ist die Umsetzung noch weitgehend freiwillig.

Zum neuen und wirklich interessanten Modell der Kreislaufwirtschaft bietet in der Schweiz die Wissens- und Netzwerkgemeinschaft Circular Hub gute Lösungsansätze für zukünftiges Wirtschaften an, mit Veranstaltungen und einer Akademie. Mehr dazu hier.

Alles über die 17 SDGs der United Nations gibt's hier.

Was die offizielle Schweiz mit ihrer Agenda 2030 zur Transformation in eine nachhaltige Entwicklung sagt, steht hier.